Fühlst du dich manchmal unsicher, wenn es darum geht, deine Meinung zu äußern oder deine Bedürfnisse zu kommunizieren? Bleibst du immer übertrieben bescheiden und spielst deine Erfolge und Talente herunter? Oder hast du schon einmal das Gefühl gehabt, nicht gut genug zu sein, um deine Ziele zu erreichen? Wenn du diese Fragen mit JA beantworten kannst, leidest du wahrscheinlich am Impostor-Syndrom. Vielleicht kennst du es auch unter dem Begriff Hochstapler-Syndrom. Es beschreibt das Gefühl, dass man eigentlich ein Betrüger ist und nicht wirklich die Erfolge verdient, die man erreicht hat. Viele Frauen leiden unter diesem Syndrom, obwohl sie eigentlich sehr erfolgreich sind.
Vielleicht kennst du das auch: Du hast eine großartige Idee, traust dich aber nicht, sie zu präsentieren, aus Angst vor Kritik oder Ablehnung. Oder du fühlst dich unwohl, wenn du im Mittelpunkt stehst, und versuchst, dich lieber im Hintergrund zu halten. Vielleicht zweifelst du sogar an deinen Fähigkeiten und vergleichst dich ständig mit anderen, was dich unglücklich macht und dir das Gefühl gibt, dass alle anderen besser sind als du.
Aber warum ist das so? Der Ursprung des Impostor Syndroms – warum du so denkst, fühlst oder handelst – ist komplex. Faktoren, die dieses Syndrom verursachen, sind z.B. gesellschaftliche Erwartungen, kulturelle Einflüsse bis hin zu persönlichen Erfahrungen. Auch übertriebener Perfektionismus, Selbstkritik und negative Erfahrungen im beruflichen Umfeld können dir ein Minderwertigkeitsgefühl vermitteln.
Doch eins ist sicher: Ein fehlendes Selbstwertgefühl und mangelndes Selbstbewusstsein wirken sich in allen Lebensbereichen aus und können uns daran hindern, erfolgreich zu werden und ein erfülltes Leben zu gestalten.
In ihrem Buch „The Confidence Code“ betonen die Autorinnen Katty Kay und Claire Shipman, dass Frauen oft dazu neigen, sich selbst zu unterschätzen und weniger selbstbewusst aufzutreten als Männer. Sie schreiben: „Während Männer oft bereit sind, sich auch mit unvollkommenen Kenntnissen oder Fähigkeiten zu präsentieren, zögern Frauen oft, es zu tun, es sei denn, sie fühlen sich zu 100 Prozent sicher.“ Dieses Phänomen kann Frauen in vielen Bereichen des Lebens zurückhalten, sei es im Beruf, in zwischenmenschlichen Beziehungen oder bei der Verfolgung persönlicher Ziele.
Teilweise führt dieses Syndrom sogar dazu, dass erfolgreiche Frauen sich wie Hochstaplerinnen fühlen, die den Erfolg gar nicht verdienen. Eine Studie von Chrisman et al. aus dem Jahr 1995 ergab sogar, dass gerade Frauen mit einem höheren Bildungsabschluss und beruflichem Erfolg eher dazu neigen, das Impostor-Syndrom zu erleben. Es ist gekennzeichnet durch eine tief verwurzelte Überzeugung, dass eigene Erfolge auf Glück, Zufall oder Täuschung zurückzuführen sind, anstatt auf eigene Fähigkeiten und Anstrengungen.
Wenn wir die Hintergründe dieses Phänomens genauer betrachten, erkennen wir schnell, warum gerade Frauen daran leiden:
Denn geschlechtsspezifische und gesellschaftliche Erwartungen und Normen, die Frauen seit jeher prägen, sind besonders heimtückisch. Schon in jungen Jahren werden Mädchen oft dazu ermutigt, brav zu sein, nicht zu viel Aufhebens zu machen und sich anzupassen. Getreu nach dem Motto “Mädchen tun das nicht…” oder “…so verhält sich kein anständiges Mädchen.” werden wir schon früh in eine gewisse tugendhafte Rolle gedrängt. Dies kann dazu führen, dass Frauen im Laufe ihres Lebens lernen, ihre Bedürfnisse und Wünsche nach hinten zu reihen und sich selbst kleiner zu machen, um anderen zu gefallen.
Auch in den Medien und der Popkultur werden Frauen oft in Stereotypen dargestellt, die ihnen ein bestimmtes Verhalten und Aussehen vorschreiben. Dies kann dazu führen, dass Frauen sich ständig mit anderen vergleichen und sich selbst kritisieren, wenn sie nicht den vermeintlichen „idealen“ Standards entsprechen.
Die Auswirkungen eines geringen Selbstwertgefühls und mangelnden Selbstbewusstseins sind vielfältig. Sie können sich in beruflichen Situationen durch Zurückhaltung und Selbstzweifel äußern, in persönlichen Beziehungen durch mangelnde Durchsetzungsfähigkeit und in der eigenen Lebensgestaltung durch das Aufschieben von Träumen und Zielen. Das Impostor-Syndrom kann allerdings auch schwerwiegende Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden haben und sogar zu Depressionen führen.
Aber es gibt Hoffnung! Durch bewusste Selbstreflexion, Achtsamkeitstraining und gezieltes Mentaltraining können Frauen lernen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und selbstbewusster aufzutreten. Indem wir uns unserer eigenen Stärken und Fähigkeiten bewusst werden und lernen, uns selbst zu akzeptieren, können wir beginnen, uns aus dem Schatten zu erheben und endlich für das einzustehen, was wir wollen.
Gemeinsam können wir lernen, uns die Größe zu geben, die wir verdienen, und selbstbewusst unseren Weg zu gehen.